Die intensivere Beschäftigung mit Fragen der Sicherheit und der Selbstverteidigung geht bei mir auf das Jahr 1999 zurück.
Damals belegte ich ein sogenanntes "Selbstbehauptungstraining" bei der Landespolizei Schleswig-Holstein.
Weil mir das noch nicht genug war, trainierte ich einige Jahre unter der Leitung von Erika Mandau weiterhin
Selbstverteidigungstechniken in lockerer, entspannter Atmosphäre.
Parallel dazu nahm ich ca. 5 Jahre lang am Modern Arnis-Training in einer sympathischen, überwiegend aus Herren bestehenden
Gruppe unter der Leitung von Tobias Rosenkranz teil - ein Kampfsport, der mich auch ansprach, weil er durch seine roten Hosen
mit schwarzen Streifen sowie den bunt umklebten Stöcken mit der reinweißen Kluft der anderen Budo-Disziplinen
in kreativer Weise bricht.
Inzwischen wechselte ich, da ich mich als Schülerin u. a. mit Hochsprung beschäftigt hatte, zu Taekwondo und trainier(t)e
bei verschiedenen TrainerInnen.
Allen danke ich für ihr enormes Engagement, den TrainerInnen sowie den TrainingspartnerInnen!
Hin und wieder nehme ich darüber hinaus an Workshops, Lehrgängen o. a. teil.
Nach meinen Erfahrungen gibt es DIE KAMPFSPORTART nicht! Ich glaube, der oder die Interessierte sollte einfach anfangen und dann
schauen, welche Disziplin die Richtige für ihn oder sie ist. Vermutlich existieren typbezogene Präferenzen.
Um Ungerechtigkeiten weitgehend auszuschließen bevorzuge ich eindeutig strukturierte Kampfsportgruppen bei TrainerInnen,
die ein reifes Verhältnis im Umgang mit Macht (der Reifebegriff hat mit dem Alter relativ wenig zu tun) entwickelten und
die sich somit ihrer Selbst sicher sind. Ein guter Techniker bzw. eine gute Technikerin scheint nicht automatisch ein guter
Trainer bzw. eine gute Trainerin zu sein. Im Übrigen passen Pädagogik und schematisiertes Denken auch nicht zueinander.
Sollten Details bei einer Person kritisch hervorgehoben werden, sollten diese ebenso bei anderen in Betracht gezogen werden,
um Gleichheit zu gewährleisten (Zumindest sollte der Versuch des Trainers bzw. der Trainerin erkennbar sein - totale
Gerechtigkeit ist sicherlich nicht umsetzbar.). Wenn es darauf ankommt, eine Bewegung in Abstimmung mit dem eigenen Körper
auszuführen, sollten angemessene Varianten gestattet sein sowie ein gerechtes Maß (s. o.), da Menschen eben verschieden sind.
Es nützt aus meiner Sicht nicht viel, eine Bewegung in Annäherung an ein Ideal gelernt zu haben, wenn diese so nicht zum
jeweiligen empirisch erfassbaren, individuellen Menschen passt. Das ist im Ernstfall u. U. ineffektiv und hat etwas von "Dressur",
aber nichts mit einer Sportausübung in der Freizeit zu tun.
Ein klares Regelwerk (Anforderungen in Prüfungen etc.), das für alle zwar verhältnismäßig, aber dennoch
gleich gültig ist und angewandt wird, weckt aus meiner Sicht Vertrauen in die Seriosität eines solchen Unternehmens.
Lernen ist des Weiteren mehr von Erfolg gekrönt, wenn nicht Frust, sondern Lust dahinter steckt. Also, abwertende Kommentare
als Mittel der Machtausübung sind da ganz und gar fehl plaziert, wenngleich die Grenzen der Geduld der TrainerInnen in Bezug
auf tatsächliiche Sachfehler der Übenden respektiert werden sollten. Auch finde ich die Betonung der Stärken unter
Leugnen real existierender Schwächen in dieser Sportart und überhaupt bei sportlicher Ausübung falsch - das führt
zu einer Art von kaufmännischem Verhalten, welches Gefahr läuft die Realität zu beschönigen (Mag sein, dass
diese "Pädagogik" in Kiel - die öffentlichen Kassen sind leer - eine besonders große AnhängerInnenschaft genießt. ;-)
In diesem Kontext finde ich noch wichtig, dass Kampfsport Möglichkeiten zur Kompensation z. B. für "Schwächere" oder Ältere
in sozialer Hinsicht anbietet und diese nicht nach dem Prinzip des oder der Stärkeren von der Gruppe ausgeschlossen werden (s. o.).
Für Starke ist es sowieso leichter, im Kampfsport zu bestehen - das Angebot sollte somit auch für das Training zum Entgegenwirken
von Schwächen u. a. offen sein, zumal darin ein Teil seines Sinns liegt. Vor Pseudopsychologie müsste jedoch dringend gewarnt werden!
Da sich Schwächen nicht nur auf körperlicher Ebene zeigen können, sondern Benachteiligung oftmals mit dem sozialen Status zu tun hat,
der insbesondere seit den sog. Sozialreformen weniger flexibel geworden ist, halte ich es für begrüßenswert, wenn Kindern bzw.
Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien und anderen sozial schwachen Gruppen die Teilnahme finanziell erleichtert und
nicht der "Geldbeutel" zum Ausschlusskriterium wird, was vermutlich ohne öffentliche Zuschüsse bei hauptamtlichen TrainerInnen
nicht funktionieren würde. Hierzu noch ein Zitat von einer Sportsfreundin*, die sich leider fast nur auf ehrenamtlicher Basis
mit der Betreuung und Schulung von Kindern beschäftigt, da der Staat ihre Dienste bisher nicht entsprechend honorierte: "In einem Land,
in dem es Adidas und Puma gibt, sollte nicht hingenommen werden, dass einige Kinder in Hausschuhen um den Sportplatz laufen müssen."
Da die Kampfsportarten den verhältnismäßigen Umgang mit Körperkraft üben und zudem geistig anspruchsvoll sind und nicht unbedingt
sportliche Höchstanforderungen an die Trainierenden voraussetzen sowie team- und individualsportliche Aspekte gleichzeitig beinhalten,
halte ich ihr Praktizieren z. B. im Rahmen des Schulsports für sinnvoll.
Danke an alle!
Maren Rehder, 05.05.2008 (- ergänzt am 21.04.2010; 18.06.2010; 24.07.2010; 24.08.2010; 02.08.2011 -)
* Anm.: Die Frau (damals 42 J.) hat Deutschland inzwischen aus wirtschaftlichen Gründen den Rücken gekehrt. Ihre Angst vor "Hartz IV" - trotzdem
sie z. B. die Allgemeine Hochschulreife und viel Berufspraxis sowie Studienerfahrung in die Waagschale zu werfen hat - bewog sie zum Verlassen der
Bundesrepublik zwecks Gelderwerbs und sozialer Eigensicherung.