In diesem Buch fehlt nicht nur das Kapitel 46, sondern es
fehlen auch die Kapitel 43, 44, 45 und weitere.
Unweigerlich macht sich der Leser / die Leserin aber gerade
Gedanken über Kapitel 46, da der Autor es häufiger
erwähnt, welches eine Manipulation der Gedanken der LeserInnen
ist, wenn "man" so will. Ein Kriminalpsychologe weiß, wie
Manipulationen funktionieren!
Meine Analyse zu Kapitel 46 lautet wie folgt:
Mit Kapitel 46 erwirbt sich der Erzähler das Vertrauen von Ello Dox.
Dieses Kapitel erklärt, dass es a) zwischen Ursache und Wirkung einen
Zusammenhang gibt und b) dass bei einer Einstellung oder einer Vergabe von
Chancen zwei Seiten beteiligt sind. Die eine Seite ist die, die sich quasi
selbstkritiklos anbietet, die andere Seite ist die, welche dieses Angebot
unhinterfragt annimmt.
So kommt ein Pakt zu Stande, der durchaus besser Qualifizierte und besser
Erzogene ins Abseits stellen kann, da nicht jede / jeder "tun" mag.
Ein intelligenter, begabter Mensch geht mit seinen Fähigkeiten oft
bescheiden und nicht prahlerisch um.
Es wird "darin" c) die Reduktion des Gewaltbegriffs auf rein physische Formen
angezweifelt und somit die Frage nach Täter und Opfer neu gestellt.
Hat Gewalt vielleicht mehrere Gesichter, die in komplexen Gesellschaften
von diffuser Ausprägung sein können? Sind BefehlsempfängerInnen
autonom handelnde VerursacherInnen, selbst wenn die Kausalität nicht klar
hervortritt? Ist nicht gar der Beschuldigte das Opfer?
Werden Provokationen oder Ursachen in Beziehungs- und Handlungsverläufen
juristisch angemessen berücksichtigt?
In der Story schätzt Ello Dox diese Weitsicht, das mehrdimensionale
Denken des Kriminalpsychologen - so gewinnt Müller bzw. der Erzähler
dessen Vertrauen!
Nachtrag: Das Buch las ich vor etlichen Monaten. In trauriger Parallelität steht
sein Inhalt zu den aktuellen Steuerfahndungen in Deutschland.
Maren Rehder, 18.02.2008